6. Europa-Kriterium Basel 1951

Von Kurt Kaiser

Das 6. Europa-Kriterium (5. EK des VCR) soll am 9. Sept. 1951 stattfinden. Anfangs Juli meldet der OK-Präs.-Otto Vogt seinen Vereinskollegen, dass eine bekannte Firma (Pirelli) das Patronat übernommen hat. Für das Programm-Titelblatt zeichnet der bekannte Künstler Herbert Leupin. Eine Anfrage aus der Vereinsmitte ergeht an den OK-Präsidenten, ob nicht im Vorprogramm ein Amateur-Rennen stattfinden kann.

Anfangs August ergeht die Meldung, dass Coppi den Vertrag visiert hat und weiter auch Kübler, Koblet und Van Steenberghen am Start stehen werden. Wow! Das kann nun wirklich kaum noch getoppt werden, was für eine Affiche.

An der September-MV meldet sich ein Mitglied zu Wort, weshalb der ‚Bau‘ im Rest. XYZ wieder verpflegt werden soll. Im letzten Jahr schwammen die Maden in der Suppe…. (Protein!). Das Essen wurde in einem anderen Restaurant bestellt.

Das Gespann Vogt/Malmesi hat ganze Arbeit bei der Verpflichtung von Fahrern geleistet. Hinter den Namen dieser Startliste stehen radsportliche Epochen und Geschichten. TdF Sieger der letzten 3 Jahre. Sieger weiterer Rundfahrten, Weltmeister, Giro Sieger, Classique Sieger, Etappensieger in verschiedensten Rundfahrten, TdS-Sieger, usw. Nachgemeldet und nicht auf der Startliste Roger Aeschlimann und Emil Freyvogel.

Koblet gewann an Vortag das ‚Critérium des As‘ in Paris, 2. Van Steenberghen, 4. Coppi. Kübler stürzte am Vortag an einem Kriterium in Mailand. Vom Spital liess er ausrichten, dass er in Basel an den Start kommen werde. Er liess sich die Startgage, trotz Verletzung, nicht entgehen.

Allein für die Fahrer (Startgeld, Prämien, Unterkunft etc.) erscheint auf der Ausgabenseite der stolze Betrag von Fr.17‘500.-

Das Tagesprogramm umfasste:

Überrundungsprämie von Fr. 1‘000.- ausgesetzt.

Neu im Reglement vermerkt ist, dass Übersetzungswechsel zugelassen sind. Ansonsten gilt das gleiche Reglement wie Vorjahr.

Mit den nummerierten Programmen nahm man an einer Verlosung teil. Preise: 1. Polstergarnitur, 2. Orientteppich, 3. Radioapparat.

Der Jury und Presse stand eine neuartige Tribüne zur Verfügung, welche der VCR angeschafft hat.

Der Sport titelt in seiner Ausgabe vom 10.09.1951: Van Steenberghen siegt in Basel vor 20‘000 Zuschauern in neuer Rekordzeit! Das Rennen war horrend schnell. Stundenmittel 44,797km/h. Dies war auch der Hauptgrund, dass kein Fahrer, oder eine Gruppe, sich vom Feld lösen konnte und schon gar nicht einen Rundengewinn zu erreichen war. Die Prämie für Rundengewinn von Fr. 1‘000.- wird auf das kommende Jahr vorgetragen. Leider kam Hans Sommer durch einen Schwenker Coppi’s und touchieren seines Hinterrades zu Fall und musste ins Spital eingeliefert werden. Diagnose: Beckenbruch.

Es fehlen jegliche Superlative um dem Anlass gerecht zu werden, schrieb der ‚Sport‘. Schon bei Beginn des Vorprogrammes standen bereits an die 10‘000 Besucher am Strassenrand.

Trotz den hohen Ausgaben (Fahrer, Tribüne, Platzorganisation) war das Kriterium nicht nur sportlich, sondern auch finanziell ein Grosserfolg. Das Kriterium aber auch der VC Riehen hat weit herum einen Bekanntheitsgrad erlangt und höchste Stufen erklommen. Selbst der ‚Miroir du cyclisme‘ berichtete über das Kriterium.

Umso mehr überrascht es, dass an einer folgenden Monatsversammlung des VCR einige kritische Stimmen laut wurden und führte zu grossen Diskussionen. Hat das OK seine Kompetenz überschritten? Insbesondere der Kauf einer Tribüne erregte einige Gemüter. War der Ankauf der Tribüne genehmigt? Man stritt über Auslagen und liess den grossen finanziellen Erfolg ausseracht. Bei der Verpflichtung der Fahrer wie Kübler, Coppi, Van Steenberghen etc. hat auch keiner nachgefragt wieviel die Kosten sind, war die Replik des Präsidenten. War es die Angst vor dem Erfolg oder die Angst für die Zukunft, dass sich ein paar müssig fühlten, den Mahnfinger zu heben?

Der SRB verdankt die Überweisung von Fr. 1‘871.- als Gewinnanteil vom Europa-Kriterium. Der VCR zeigte sich auch grosszügig und unterstützte gewisse Vereine, e.g. FC Riehen für Mithilfe, oder Hilfswerke. In den Protokollen findet sich ein Vermerk, dass der RV Basilisk beim 100km-Rennen ein Defizit von fr. 50.- gemacht hat. Die Vereinsversammlung beschloss den Betrag zu übernehmen. Auch so kann man Unterstützung für das Rennen abgelten.

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