8. Europa-Kriterium Basel 1953

Von Kurt Kaiser

Bereits an der November MV 1952 gibt Otto Vogt bekannt, dass das Europa-Kriterium 1953 am 6. September stattfinden soll. Allerdings finden gleichentags Bordeaux-Paris und ein Zeitfahren in Belgien statt. An der Februar Zusammenkunft verliest der Präsident ein Schreiben des SRB/Sportkommission, dass der VCR ein anderes Datum im Oktober suchen soll, da der 6.9. für den ‚Grand Prix de Suisse‘ reserviert sei. Mit der Datumsverlegung ist der VCR nicht einverstanden und interveniert schriftlich. Auch ein Votum an der DV des Verbandes zeitigte keinen Erfolg. Grosses Unverständnis beim VC Riehen über das Vorgehen beim SRB. Die Idee wird geboren, das Kriterium allenfalls als Nachtkriterium, an einem Wochentag, durchzuführen.

Die Durchführung des Rennens soll am 4. September, als Nachkriterium, stattfinden. Man kann sich leicht vorstellen, dass dies einen enorm grösseren Organisationsaufwand mit sich bringt. Elektrische Installationen zur Ausleuchtung der Strecke, müssen angebracht werden. Hierzu werden 250 Fluoreszenzleuchten benötigt. Das Baudepartement stellt 20 Dutzend Elefantenfüsse, Gewicht 16 kg, leihweise zur Verfügung. Nebst dem grossen zusätzlichen Personalaufwand belastet die Beleuchtung mit Fr. 11‘000.- das Budget. Wenn es dem VC Riehen wirklich nur um den finanziellen Erfolg bei der Ausrichtung des Rennens ginge, hätte man einem Nachtkriterium niemals zustimmen können und hätte eher einer kaufmännischen Denkweise entsprochen.

Für das Rennen konnten 7 Landesmeister verpflichtet werden: Van Steenberghen B, Müller D, Geminiani F, Schulte NL, Bartali I, Ernzer LX, Schär CH. Verpflichtet wurde auch die gesamte Schweizermannschaft der Tour de France. Die Auslagen für die Fahrer für Startgelder, Prämien und Preise erreichen die Grössenordnung von Fr. 20‘000.-. Die Start- und Kostenliste ist beeindruckend. Kübler ist bei Bordeaux-Paris engagiert.

Im Programm-Vorwort weist man auf die vom Verband heraufbeschworene Terminschwierigkeit hin und das Rennen, als Neuheit, als Nachtveranstaltung zur Durchführung zu bringen. Man hege den Wunsch, dass der SRB den radsportlichen Ereignissen und dem Platz Basel grösseres Wohlwollen zukünftig angedeihen lässt als bisher.

Der Verband goutierte dieses Vorwort keineswegs und erteilte dem VC Riehen eine schriftliche Rüge.

Bartali sendet Alfredo Malmesi am Renntag ein Telegramm, dass er um 16:30h mit dem Zug in Basel eintreffe. Für die Abholung wurde gesorgt.

Das Rennen verlief ultraschnell. Die Strecke, 104 km, wurde mit dem Rekorddurchschnitt von 44,929 km/h zurückgelegt. Wen wundert es, dass das Rennen lange ohne grosse Aktion ablief. In der 40. Runde inszenierte Kübler eine Flucht und lediglich Schulte, Bobet und Hörmann (hatte bereits Rundenverlust infolge Defekt) konnten zum Spitzenfahrer aufschliessen. Das Feld resignierte und die Spitzengruppe vollzog die Überrundung, 9 Runden vor Ende des Rennens. Hugo Koblet fuhr ein diskretes Rennen, waren es doch seine ersten Km über 50 hinaus, nach Sturz und einer Operation.

Der Zuschaueraufmarsch liess nicht zu wünschen. Gem. Presse, ca. 17‘000 sollen es gewesen sein und 12‘000 Programme wurden abgesetzt. Die nummerierten Programme berechtigten zur Teilnahme an der Verlosung. Gemäss Information, in den Reihen des VCR, wurden 13‘550 Billets verkauft.

Die Schlussabrechnung sieht trotz allem nicht sehr rosig aus. Die Auslagen für die Beleuchtung waren doch beträchtlich. Bei Ausgaben von Fr. 40‘066.75 und Einnahmen von Fr. 41‘301.95 resultierte lediglich ein Überschuss von Fr. 1‘235.20. An der Schlusssitzung (28.11.1953) im Rest. Sonnenberg, Bottmingen, zog man dennoch ein positives Fazit und zum Schlussessen wurden für einmal auch die Gemahlinnen eingeladen. Hoffentlich konnten mit dem Gewinn noch die Essenskosten gedeckt werden. Der Steuerbehörde ist der Erfolg des Europa-Kriteriums nicht entgangen und kündigt an, die Organisation im Blickfeld zu haben.

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