2. Europa-Kriterium Basel 1947

Von Kurt Kaiser

Der VC Riehen, gegründet 1934, entwickelte schon wenige Jahre nach seiner Gründung eine rege Aktivität im Organisieren von radsportlichen Anlässen. In seinen Statuten wurde festgeschrieben‚ Förderung des Rad, und Tourensportes durch Beteiligung an Wettbewerben und Ausfahrten, sowie durch Organisation von Renn- und anderen Veranstaltungen.‘

Nach den turbulenten Kriegsjahren begann unter dem damaligen Präsidenten Otto Vogt, eine rege Tätigkeit. Ihm zur Seite standen einige unternehmungslustige Mitglieder. Selbst noch aktive Rennfahrer liessen sich zur Mithilfe einspannen. Eine verschworene Gruppe von Radsportbegeisterten. 1947 organisierte man ein kantonales Kriterium und das 2. Europa-Kriterium für Berufsfahrer, um den TEBAG-Preis (das 1. Europa-Kriterium wurde vom SRbB organisiert — ebenfalls unter der Federführung von Otto Vogt und fand im St. Jakob statt). Das Organisationskomittee bestand aus: Ehrenpräsident Regierungsrat Dr. F. Ebi, Präsident: Otto Vogt, Vizepräsident: Wilh. Haas/Velo-Club Olympia und den VC Riehen Mitgliedern: H. Bolliger, E. Cenci, R. Eisenring, H. Karlin, Chr. Klossner, H, Schluep, F. Thommen, R. Zwicky, A. Malmesi W. Schibli, J. Stücklin, W. Graf, E. Haas, H. Jenny, K. Kiefer, E. Läderich,

Eigentlich hat man sich für das Jahr 1947 für die Durchführung der Strassen-Schweizermeisterschaft beim Verband gemeldet. Doch wurde diese nach Luzern vergeben. Zu Beginn war man sich nicht klar, wo das Europa-Kriterium durchgeführt werden soll. Die Streckenvorschläge lauteten: St Jakob, Luftmatt/Gellert, Schwarzwaldalle. An einer Monatsversammlung (25.04.47) des VCR einigte man sich für Schwarzwaldallee, wie auch auf den Titel EUROPA-KRITERIUM. Wenn einer die Startlisten der Rennen durchgeht, darf man sagen, ohne Überheblich zu sein, dass dieser Titel zu Recht gewählt wurde. Es lohnt sich diese Startliste anzusehen. Da steckt viel, sehr viel internationale Radsportgeschichte hinter den einzelnen Namen.

Das Rennen wurde für den 10. August geplant Doch wegen Konkurrenzveranstaltungen musste ein neues Datum gesucht werden. Beim S.R.B. holte man eine Bewilligung ein, für ein Rennen am Samstag, 9. August. Geeignete Sonntage waren durch S.R.B-Rennveranstaltungen bereits belegt.

Am 11. Juli erlässt der VCR-Vorstand einen Aufruf an seine Mitglieder, die MV vom 16. Juli 1947 zu besuchen und sich zur Mithilfe zu melden. Benötigt werden am Renntag, ca. 125 Personen, 15 Bauwesen, 30 Kassendienst, 80 Billett- und Streckenkontrolldienst. Obwohl der Verein über 150 Mitglieder zählt, ist man auf Unterstützung aus anderen Sektionen angewiesen.

Der VC Olympia gewährte dem Organisator tatkräftige Unterstützung bei der Platzorganisation. Der R.V Fidelio stellte beinahe das gesamte Preisgericht. Der FC Riehen stellte bewährte Kräfte für den Kassa- und Wirtschaftsbetrieb zur Verfügung. Für den Sanitätsdienst zeichnete der Samariterverein Riehen verantwortlich. Daraus ergab sich auch bis zum heutigen Tag eine enge freundschaftliche Verbindung und Zusammenarbeit.

Das Programmheftchen (Fr. 0.50) besagt, dass Profifahrer aus Australien, Belgien, Frankreich, Holland, Italien, Luxembourg, Österreich und der Schweiz am Start sind. Strecke: Schwarzwaldallee-Riehenstrasse-Peter Rot- Strasse-Wettsteinallee-Schwarzwaldallee, zu fahren 65 Runden à 1,6 km = 104 km, mit 10 Punktewertungen. Das Rennen fand am 9. August 1947 statt. Das Rennreglement scheibt vor: Übersetzungswechsel sind verboten. Jeder Fahrer ist verpflichtet mit einer Ersatzmaschine oder 2 Ersatzrädern am Start zu erscheinen!

Der Start wurde um ½-Stunde hinausgeschoben. Lang und Guyot hatten nicht rechtzeitig ihre Rennräder zur Verfügung. Pietro Tarchini, Basel, wurde standesgemäss mit einer roten Laterne und Blumenstrauss für seinen letzten Platz in der TdF geehrt. Knecht/Litschi/Maag/Kuhn greifen in der 18. Runde erfolgreich an und teilen sich die ersten 6 Wertungen unter sich auf, um das Rennen in dieser Reihenfolge, trotz Einholung, erfolgreich zu beenden. Die Ausländer spielten keine dominierende Rolle und hatten es, zu Beginn, eher auf Prämien abgesehen. Middelkamp führte sein Regenbogentrikot meist am Ende des Feldes spazieren. Mit dem Gewinn der zweitletzten Wertung polierte er seinen Auftritt auf. Im Gegensatz der kleine Holländer Vooren, der sehr aktiv fuhr.

In Zeitungsartikeln wird die mustergültige Organisation gelobt und hervorgehoben. Laut Presse waren 8000 zahlende Zuschauer an der Strecke. Vereinsintern bestätigt man 6200 zahlende Zuschauer. Als Speaker amtete kein geringerer als Vico Rigassi.

An der MV vom 05.10.47 weiss der OK-Präsident den Mitgliedern des VC Riehen zu berichten, dass das 1. Europa-Kriterium ein grosser Erfolg, auch nach aussen hin, war. Sicher sei, dass kein Defizit eingefahren werde.

An einer Monatsversammlung (05.09.1957) wird den Mitglieder bekannt gegeben, dass Kartengrüsse von der Tour de Suisse von folgenden Fahrern eingegangen sind: Bartali, Keteleer, Bresci, Depredomme, Coppi, Goldschmidt! Wenn das kein Zeichen ist, des Vertrauens zwischen Fahrern und dem VC Riehen.

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