4. Saison 1958/1959 – Hallen-Radrennbahn Basel

Von Kurt Kaiser

Auf die GV vom 10. Juni 1959 demissioniert von Emil Häring und Zabotto. Beide können jedoch zum Weitermachen umgestimmt werden. Im Jahresbericht wird die ungemütliche finanzielle Lage beschrieben. Der Vorstand setzt sich zusammen: Präsident Emil Häring, vizepräsidenten Josef Voegeli, Dr. Roger Baumann, Sport. Leiter Otto Vogt, Kassier Max Frey, Sekretär Giorgetti, Protokollführer Hugo Muff, Beisitzer Rat F. Brechbühl, Dir. Thommen, Ernesto Cenci, Fritz Friedmann, Rudolf Honesta, Gino Zabotto. Kontrollstelle: Karl Asal, Robert Eisenring

Der Velo-Club Riehen stellt das Gesuch, dass ihm in Verrechnung an die beträchtlichen Guthaben pro Veranstaltung max. 50 Billetts im Werte von fr. 5.-, zu einem Preis von Fr. 2.50 abgegeben werden. Dem Gesuch wurde entsprochen.

An Stelle einer Defizitgarantie ist die Regierung bereit, eine Erhöhung des Anteilscheinkapitals um Fr. 50‘000.- vorzunehmen. Diese Zuwendung enthebt die Genossenschaft ihrer grössten Sorge und erlaubt die Restschuld an den Lieferanten der Anlage, Fa. Geringhoff Münster, zu bezahlen.

Insgesamt wurden 8 Meetings abgehalten. Wegen einer Baumaschinenmesse musste die Halle bereits anfangs Januar geräumt werden Die Saison 1958/1959 wird gleich mit einem Paukenschlag eröffnet: Abschiedsmeeting Hugo Koblet. Bekanntlich verreiste Hugo Koblet nach Aufgabe seiner Renntätigkeit nach Caracas/Venezuela, mit Übernahme der Alfa Romeo-Vertretung. Belohnt wurde die Affiche mit 5‘500 zahlenden Zuschauern. Die Rennen wussten zu begeistern, und vor allem auch ein Basler, Walter Favre mit Partner Willy Lauwers, als 2. In der Américaine.

Zu den Radsport-Meetings wurden in der aktuellen Saison wohlklingende Namen verpflichtet, wie: Roth/Bucher/Plattner/Rousseau/Maspes/Derksen/ Potzernheim. Die Kehrseite der Medaille, diese Verpflichtungen belasten das Budget erheblich. Beim Sprinterrennen am 13. Oktober ging ein neuer Stern auf, Adolf Suter. Er fuhr die Konkurrenz sang- und klanglos in den Boden, zitierte ein Reporter. Den alten Bahnrekord für die letzte Runde senkte er von 10,2 auf 10,0 Sekunden.

Am 3.12.1958 findet das erste Rennen in Basel hinter Derny-Motoren statt. Bestritten wird diese Prüfung durch Walter Bucher, Fritz Pfenninger, Willy Lauwers und D. Forlini. Neben Adolf Suter, Sprint, wurde Lauwers zu einem Publikumsliebling auf der Basler Rennbahn. Sein Einsatz kannte kein ‚Pardon‘.

Mit einem gewissen A. Versnick, Brüssel, ist Otto Vogt im regen Austausch für Fahrerverpflichtungen. Er scheint die graue Eminenz resp. Manager zu sein und hat offenbar die Fäden zu vielen Fahrern und Winterbahnen in den Händen. A. Versnick schreibt in einer Mitteilung an Otto Vogt: ‚Beiliegend Vertrag Favre. Ist nicht so viel Geld und deswegen will ich keine Prozente davon; höchstens ein Schachtel Stumpen…‘.

In einem Brief vom 18.12.1958 teilt man einem deutschen Fahrer mit, dass er aus Sicherheitsgründen nicht starten kann. Er soll auf die nächste Saison erst nach Basel zum Training kommen, mit gut aufschellakierten Reifen (Continental). Je nach Eignung könnte er dann Berücksichtigung finden.

Ein Franzose, André Leduc, Vouseaucourt/Doubs, bewirbt sich durch Vermittlung von l’Hoste, Porrentruy, zum Fahren auf der Basler Bahn und zur Vorbereitung auf die Strassensaison 1959. Obwohl er mehrere Siege und gute Resultate vorweisen kann, erteilt ihm Otto Vogt eine Absage. Seine Begründung: ‚Aus Erfahrung wissen wir, dass Ihr Vorhaben nicht zweckmässig wäre. Wenn Sie sich richtig vorbereiten wollen, dann empfehlen wir Ihnen den Winter über Box-Gymnastik zu betreiben, leichte Waldläufe und an Sonntagen ausgedehnte Waldspaziergänge durchzuführen. Wir sind überzeugt, dass Sie Ihrem Ziel auf diese Weise wesentlich näher kommen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der, dass ein Rennfahrer regelmässig essen sollte und dazu recht viel Schlafen‘. Eine für Otto Vogt typische Belehrung an einen Rennfahrer, obwohl dieser schon 6 Jahre aktiv fährt. Der wird wohl einige Male leer geschluckt haben.

Das Abschlussmeeting am 3. Januar 1959, eine 6 Std.-Américaine, konnte vor gut besetzten Zuschauerrängen ausgetragen werden. Leider verzeichnete man gegenüber dem angekündigten Fahrerfeld einige Absenzen durch Erkrankung, Pfenninger, Sturzverletzung Bucher und kurzfristige Absagen von Post und Gillen.

In der Sporthalle gastierten radsportfremde Veranstaltungen. So die Harlem Globetrotters vom 24. Bis 29. Juni. Holiday on Ice belegte die Halle vom 15.-23 Oktober 1958. Der Aufwand war beträchtlich. Für die Eisaufbereitung mussten 15 km Rohre, auf einem Sand/Sägemehlgemisch verlegt werden, Der Stromverbrauch war im Bereich eines Ortes mit 5000 Einwohnern.

Am 15.Oktober reicht Otto Vogt ein Gesuch an das Polizeidepartement BS ein und ersucht, ihn in der Zeit vom 16.9.-31.12.1958 halbtags zu dispensieren, damit er sich tatkräftig bei der Sporthalle einbringen kann, anzurechnen als unbezahlter Urlaub. Was man nicht alles unternimmt, aus Liebe zum Radsport!

Rückblickend auf die Saison war man mit dem Zuschaueraufmarsch nicht ganz zufrieden, obwohl einige reputierte Fahrer auf den Basler Holzlatten herum kurvten, so u.a. Koblet (Abschiedsmeeting Abreise Caracas), Bucher (Steherweltmeister), Rousseau (Sprintweltmeister) und der ‚comingman‘ Suter.

Die Weiterführung des Betriebes auch in der Saison 1959/1960 wurde an der GV beschlossen. Die Herren Cenci, Voegeli und Vogt gewähren ein Darlehen, damit der Hallenmietzins beglichen werden kann.

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