1. Bahnsaison der Hallen-Radrennbahn 1955/1956

Von Kurt Kaiser

130 Trainingskarten wurden ausgegeben, davon gingen 33 an aktive aus den Kantonen AG, BE, SO, ZH, 6 Karten ins benachbarte Badische und somit 91 an Fahrer in der Region! 19 Basler und 5 auswärtige qualifizierten sich an Medaillenrennen zu Bahnamateuren. Vereine, u.a.: Olympia 22, Binningen, Riehen je 18, RRCB 12, Basilisk 7, Concordia 4. Als einziger Berufsfahrer figurierte Hans Schütz unter den Trainierenden.

Leider gab es auch negative Ereignisse. Zahlreich waren Stürze wegen ungenügendem Steuervermögen oder schlechtem Reifenmaterial. Die Sanität hatte auch ausreichend Beschäftigung. Vermeldet wurden 2 Bein- resp. Armbrüche, 3 Schlüsselbeinbrüche. Über Hautverbrennungen oder Entfernen von Holzsplittern, hervorgerufen durch Stürze auf der Holzpiste, wurde keine Statistik geführt. Bald nach Beginn der Saison wurde ein Fonds für Fahrer eingerichtet, für Fahrer welche wegen Dritten unverschuldet in Stürze verwickelt wurden und Materialschaden erlitten. Je nach Schaden und Vorfall wurde ein Teil oder der ganze Reparaturbetrag vergütet. Das zum Teil nicht genügende Material veranlasste die sportliche Leitung der Rennbahn Kontrollen von Material durchzuführen.

Nicht vorauszusehen war, dass die Trainingsabende vom Publikum gut besucht wurden. Die einstündigen Trainingsrennen wurden sehr geschätzt. Auf Grund der Billetabrechnung wurden rund 22‘000 (!) zahlende Trainingsbesucher ermittelt. Eine ähnliche Anzahl Jugendlicher dürfte den Trainings kostenlos gefolgt sein. Auf Grund von Reklamationen und Vorkommnissen wurden diese später auch zur Kasse gebeten.

An einer Vorstandssitzung vom 10.11.55 werden disziplinarische Massnahmen gegen die Fahrer Arnold und Wagner wegen ungebührlichem Verhalten resp. Tätlichkeit ausgesprochen. Wegen Tätlichkeit wird Arnold bis 28.11.1955 gesperrt. Die Bahnsperre für Wagner wegen inkorrektem Verhaltens wurde bis 21.11.1955 ausgesprochen. Zeuge René Güdel. Allerdings beurteilten nicht alle das Vergehen als derart gravierend.

RRCB bemängelt in einem Brief, vom 15.11.55, die Trainingsbedingungen und gefährliche Fahrweise von Fahrern, denen offensichtlich die Bahn ungewohnt und die Reglemente fremd sind. An einer Zusammenkunft wurden die Punkte bereinigt und gewisse Anliegen berücksichtigt.

Willy Trepp trainiert während 2 Tagen auf dem Basler Holzoval für seinen Stundenweltrekord-Versuch, um sich an eine Holzpiste zu gewöhnen.

Episode am Rande: Ein Besucher beschwert sich schriftlich bei O. Vogt, dass er mit seiner Frau an kein Rennen mehr gehen wird, weil hinter ihnen zwei junge Paare den ganzen Abend, in voller Lautstärke schrien, die Damen lauter als die Herren, ‚Hopp René, hopp René‘. Ob es Güdel oder Strehler gegolten hat? In der nächsten Umgebung reklamierten alle, was nichts nützte und kam es noch zu Streit.

Die SRB-Sportkommission führte im Laufe des Winters einen Trainingskurs auf der Bahn durch, geleitet durch die Herren Walter Stampfli, Edy Baumann und Oscar Plattner.

Das Polizeidepartement untersagt das Trommeln nach 22 Uhr in der Halle (Plauschmeeting), wegen des Lärms. Ebenso weist sie an, dass Jugendliche unter 15 Jahren nicht an Nachtveranstaltungen zugelassen werden dürfen.

Zehn Veranstaltungen standen im ersten Winter auf dem Programm, wovon 8 Rennabende, 1 polysportive und 1 Benefizveranstaltung.

Am 08.11.1955 wurde eine Benefizveranstaltung durchgeführt, für welche 5‘500 Billets bereitgestellt waren. Die Nachfrage war weit grösser und die Eingangskontrollen hielten den Besuchermassen nicht stand. Nach Schätzungen waren mindestens 7‘000 Zuschauer in der Sporthalle.

Die Benefizveranstaltung wurde zu Gunsten des verunfallten Fahrers K.D. aus Zürich veranstaltet. Dieser stürzte an einem Amat.Sprinterrennen, vom 23.10.55 über die Kurvenbalustrade hinaus und erlitt mehrere Brüche. Der Erlös sollte allerdings mit dem ebenfalls schwer verunfallten Berufsfahrer Max Meier (Meeting 04.11.55) geteilt werden. So lautet die Abmachung. Leider nahm die Sache ein unrühmliches Ende. K.D. war nicht bereit, ein abgegebenes Versprechen einzuhalten und den Betrag zu teilen.

Hugo Koblet beschwert sich, obwohl man sich einig war, dass die Profis in Basel für eine gekürzte Gage antreten, er feststellen muss, dass man sich mit gewissen Fahrern nicht an diese Abmachungen hält. Somit bestehe er auch, die volle Gage, für ihn und seinen Partner Armin von Büren, einzufordern. Was er auch erhielt…. Das Rennen sind die beiden gefahren und beendeten dieses im 3. Rang, nach Sturz von Koblet kurz vor Ende des Rennens. Sieger Roth/Bucher.

Nach Demontage der Rennbahn wurde die Halle für ein Handball-Länderspiel Schweiz-Deutschland vermietet. Die Schweiz erreichte ein Unentschieden, 18:18.

Resultate

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