3. Saison 1957/1958 – Hallen-Radrennbahn Basel

Von Kurt Kaiser

Die Genossenschaft leidet weiterhin über knappe Finanzen. Im Jahresbericht zur GV vom 20. Juni 1958 ist zu lesen: ‚Die Lage ist ernst, doch nicht hoffnungslos‘. Die grosse Frage lautet: wie können wir den Appetit der Radsportfreunde anregen, damit sie die Sportanlässe in der Halle wieder vermehrt besuchen. Die Halle musste bereits am 12. Februar besenrein abgegeben werden. So konnten lediglich 7 Radsportveranstaltungen durchgeführt werden. Die ehrenamtliche Ausübung der Vorstandsämter erweist sich als schwierig, um die Geschäfte optimal abzuwickeln.

Das Budget für die Saison beinhaltete: Betriebskosten fr. 130‘550.- (Gagen Profi; Fr. 70‘000.-, Preise Amateure fr. 5‘500.-), Baukosten fr. 30‘000, Verwaltungskosten Fr 7‘400.-).

RRCB offeriert mit Schreiben, 1.6.57, 2 Schreinerfachleute und weitere Idealisten zur Unterstützung im Aufbau zu stellen.

Die schlecht besuchten ersten Meetings im September resp. Oktober, jeweils gegen 2500 Zuschauer, wirkten sich auf die finanzielle Situation negativ aus. Krampfhaft versuchte man Interessenten zu finden, an welche man die Halle vermieten könnte. Ein polysportives Meeting (28.09.57) war relativ gut besucht und blieb dennoch unter den erwartenden Besucherzahlen. Überlegungen wurden laut, wie kann der Betrieb weiter geführt werden. Was geschieht, wenn die Sporthalle nicht mehr eröffnet würde? Die Rennbahn- und Tribünen-Anlagen wurden zwischenzeitlich käuflich erworben. Was könnte man allenfalls bei einer Liquidation lösen?

Mit einem Plausch-Meeting versuchte man Zuschauer In die Sporthalle zu bekommen. Ausverkauft, 6500 Zuschauer waren dabei. Geboten wurden: CH-Meisterschaft Holzspalten, Briefträger-Wettmarsch, Wirte-Rennen, Sackgumpen, Abschieds-Omnium ehemaliger Radsportgrössen (van Kempen, Litschi, Bühler, Saladin, Tarchini, Schrade, Knecht usw.), 30 Minuten–Amateur-Américaine.

Immerhin konnte man am 21.10.1957, zum Abschiedsmeeting von Ferdi Kübler, einen Rekordbesuch und ausverkaufte Sporthalle vermelden. 7200 Zuschauer sind erschienen. Dass Ferdi National das Intern. Omnium, mit Partner Walter Bucher, gewinnen durfte, war eigentlich logisch.

Zur Förderung des Bahnmannschaftsfahren wurde der ’Cynar-Cup‘, an den Dienstagabendrennen eingeführt, ein Omnium bestehend aus Zeit-, Punkte-, Ausscheidungsfahren, Mannschaftsverfolgung. Angemeldet: VC Binningen, RRCB, VC Riehen, RRC Solothurn, VMC Olympia.

Dem Deutschen Vadder wird die Möglichkeit geboten in Basel zu starten. Damit er noch vorgängig zu Trainings auf der Basler Bahn kommt, um sich anzugewöhnen, wird ihm Kost und Logis beim Hallenwirt, Rest. Badischer Hof, Herr Lüthi, für Fr. 15.- pro Tag angeboten.

In einem Brief (21.10.57) beklagt sich Walter Bucher bitterlich, dass er den Basler Organisatoren entgegen kam und für eine reduzierte Gage an den Start ging, er aber leider erfahren musste, dass andere Fahrer eine weit höhere Gage erhielten. Im Nachhinein bedauere er, dass er sich von menschlichen Gefühlen leiten liess und enttäuscht wurde. Er bestehe für weitere Rennen auf einer Gage von Fr. 725.- zu erhalten. Leider findet sich keine schriftliche Antwort in den Akten.

Am 30. Oktober wurde die Halle für ein Plauschmeeting vermietet, das guten Anklang fand. Am 18.01.1958 gastierte der Zirkus Althoff in der Sporthalle. Am 03.11.57 (So.nachmittag) wurde ein reines Amateurmeeting zwischen 2 Grossmeetings, eingeschoben. Das Programm war vielfältig, bot guten Sport, doch lediglich 959 Schaulustige bevölkerten das Bahnoval. Ein Fiasko!

Am 30.11.1957 wurde ein weiterer Grosser des Bahnradsportes in Basel verabschiedet: Arie van Vliet, 3-facher Sprintweltmeister 1938, 1948, 1953.

Am Bahnmeeting vom 21.12.1957 purzelten die Rekorde mehrfach. Die 120-Minuten-Américaine wurde mit einem Schnitt von über 50 km/h gefahren. Die Sieger Roth/Pfeffinger liessen den übrigen Paarungen wenig Platz zur Entfaltung. An diesem Meeting hat ein, im wahrsten Sinne des Wortes, Grosser der Basler Amateure den Rennsport aufgegeben: René Güdel. Seine Karriere schloss er mit einem feinen 2. Rang in einem Omnium ab.

Die Basler Omnium-Meisterschaft wurde unter dem Titel ‚Harrer-Cup‘ ausgetragen. Harry Harrer (VC Riehen) beabsichtigte die Förderung des Amateur-Radrennsportes.

Für das Sylvester-Meeting wurden erstmals Damen-Rennen, in der Schweiz, ins Programm genommen. 3 Französinnen Renée Vissag, Stundenweltrekordhalterin, Edith Letiec und Colette Allaire. Leider waren die Steuerkünste und die Leistungen der beiden letztgenannten Damen nicht über alle Zweifel erhaben, weshalb das Experiment negativ bewertet wurde, ‚nichts für das schwache Geschlecht‘. In der Presse hiess es: Damenrennen Nein!

Das Boxmeeting vom 8. Februar 1958 war trotz 6300 Besuchern finanziell kein Erfolg. Die Antrittsgagen gewisser Boxer waren für radsportliche Gepflogenheiten schlicht zu hoch. Die sportlichen Leistungen einiger Boxer nicht über alle Zweifel erhaben. Ein Max Schmeling als Ringrichter dürfte wohl auch nicht gratis in den Ring, als Ringrichter, gestiegen sein.

Die Hoffnung stirbt zu Letzt. So blieb einzig zu hoffen, dass die Weiterführung in der kommenden Saison mehr Glück und ein besseres Resultat einbringt. An der GV vom 20. Juni 1958 wird beschlossen, die Sporthalle für die Saison 1958/1959 mit 24:0 Stimmen, in Betrieb zu nehmen.

Resultate

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