Tag 3: Montag

Der Mistral beglückt uns auch am heutigen Tag, in gewohnter Stärke. Dagegen zeigt sich der Himmel wolkenlos, das ist doch angenehm. Wir beschliessen, uns in die Bergtäler zurückzuziehen, in der Hoffnung, weniger dem Wind ausgesetzt zu sein. In gemeinsamer Fahrt fahren wir über Ribes in das wild romantische Tal des Flusses Beaume. Einfach schön. Auch kaum ein Auto. Ideal! Am Ende des Tales (Col de la Croix de Rocles, 476m) fahren wir zusammen nach Rocher, wo wir uns in zwei Gruppen aufteilen. Leider weit und breit kein Kaffee.

Gruppe 1 nimmt unter Führung von Urs die Strasse nach links Richtung Prunet unter die Räder. Weit kommen sie vorerst nicht. Eine Baustelle wird einigen zum Verhängnis. Ein LKW versperrt die Strasse und kippt Kiesel auf die frisch geteerte Strasse. Das plötzliche Abstoppen wird Hanspeter B. zum Verhängnis. Er touchiert ein Hinterrad und fällt in einen Graben. Der Aufprall tut seinen Rippen nicht gut. Die eingehandelte Verstauchung lässt ihn die kommenden Nächte nur auf einer Seite schlafen. Der neue noch weiche Teerbelag bleibt an den Rädern hängen. Es kracht und schleift. Bei Heinz (Keller) blockiert es den Übersetzungswechsel. Abgerissen! An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken. Der lädierte Hanspeter anerbietet sich, nach Joyeuse hinunterzufahren und das Auto zu holen. Zurück in Joyeuse findet Hanspeter auch noch eine Velowerkstatt, die den kaputten Campagnolo-Wechsel ersetzen kann. Die Veloferien sind für Heinz gerettet.

Die anderen setzen ihre Fahrt fort, stoppen jedoch zwei-, dreimal, die Köpfe in die Höhe streckend, da ein französischer Bomber mit 12 Kampfjets Formationsübungen vollführt. Über den Col de la Croix de Millet (776m mit herrlicher Aussicht) gelangen sie nach Jaujac, wo im schönen Garten des 'Bouchon ardéchois' Mittag gegessen wird. Die nachfolgende schöne Abfahrt endet bei Prades, von wo es auf einsamen, wunderschönen Strässchen weitere 200 Höhenmeter zu bewältigen gilt. In Largentière gibt es mangels Kaffee, einen Colastopp. Der nicht eben sportlich wirkende Verkäufer, bietet Margrith jedoch an, im weiter entfernten Café einen solchen zu holen - das nennt man Kundendienst. Auf Wunsch eines Fahrers, resp. einer Fahrerin kehren wir ins Hotel zurück, um gegen 16.30 Uhr und nach 80 km und 1400 hm noch eine Zusatzrunde zu machen.

Man entscheidet sich wegen der Länge gegen die 30 km lange Tour über die 'petite route' und fährt in die Gegenrichtung nach Montréal. Dort wird der Wegweiser nach Sanilhac übersehen, weshalb etwas weiter das kleine, einem Bach entlangführende und auf Haralds GPS ausgewiesene, Strässchen genommen wird. Idyllisch - bis dieses nach drei Kilometer in einen unbefestigten Wanderweg mündet. Augen zu und durch - mit Glück und ohne Schaden wird die ca. kilometerlange Strecke bewältigt. Danach geht’s jedoch happig berghoch, bis nach Sanilhac, von wo auf der normalen Autostrasse wieder zurück nach Montréal gebraust wird. Schlussendlich dauerte das 'Zusatzründchen' zwei Stunden und führte über 30km und fast 400hm! Die erwähnten beiden Fahrer/in sind übrigens mitgefahren. Das Bier war wohlverdient.

Gruppe 2 (Kurt/Heinz/Hansjörg/Martin/André) fährt rechts weiter nach Chazeaux und danach hinunter nach Largentière. Eine wunderschöne Strecke, ohne Verkehr. Im alten Städtchen Largentière finden wir ein Beizli und lassen uns in der Sonne bewirten. Wunderbar, wie Ferien…

Auf der Rückfahrt fahren wir erst entlang der Ardèche (Défilé de Ruoms). Die Fahrt wird abrupt durch einen Hinterraddefekt von Hansjörg gestoppt. Die Defektbehebung gestaltet sich etwas schwieriger. Der Pneu lässt sich nur mit grosser Kraftanstrengung über die hohe Carbonfelge drücken. Wer hat noch nicht, wer will nochmal. Ein jeder versucht, den Pneu über die Felgenkante zu drücken. Endlich geschafft, vermeintlich. Beim Aufpumpen nimmt nur ein Teil des $chlauches Luft auf. Schlauch offensichtlich verdreht. Der Reparaturkurs von Florian lässt grüssen…

Kurt hat die glorreiche Idee, die Strasse über Labeaume nach Rosières zu erkunden. Die Strasse ist gemäss Karte geteert. An einer Kreuzung lief wohl etwas schief, denn plötzlich finden wir uns auf einer Naturstrasse. Anfänglich ist der Weg noch gut. Doch was später folgt ist eher für MTB geeignet. Ein Bachbett. Nach etwa 4-5 km über Stock und Stein meint ein Arbeiter, dass es noch ca. 1 km flach weiter geht und danach 500m hinunter. Es kommt immer schlimmer. Wir sind gezwungen abzusteigen und ein Stück zu Fuss zurückzulegen und das mit Rennveloschuhen. Wir schaffen es bis zum Ende des Hochplateaus dann sitzt Hansjörg wieder auf der Felge. Ein Defekt musste bei diesen Verhältnissen zwangsläufig noch kommen. Aus unerfindlichen Gründen gibt es Probleme mit dem Ersatzschlauch. Heinz und Martin inzwischen schon halbwegs unten im Tal.

Kurt lässt Ersatzschlauch und Pumpe zurück und will zurück ins Hotel nach Joyeuse (ca. 7 km), um das Auto zu holen. Die 'Abfahrt‘ ins Tal, kaum vorstellbar. Schlimm! Martin fährt nochmals halbwegs das Bachbett hoch. Er erhält die Mitteilung, dass ein Auto geholt wird und kehrt um, ins Tal, wo Heinz wartet. Auf der Hauptstrasse nach Joyeuse sitzt auch Kurt, 4 km vor Joyeuse, auf der Felge. M*rde. Was nun? Velo bei einem Haus einstellen und per Autostopp nach Joyeuse gelangen? Doch zum Glück tauchen Martin und Heinz auf. Sie entschlossen sich auch zur Weiterfahrt ins Hotel. Zum Glück! Nach einigem Warten taucht das Martin-Taxi auf. Velo verladen und zurück zum Bachbett. Hansjörg und André sind inzwischen zu Fuss vom Berg ins Tal gestiegen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Ein ereignisvoller Tag.

Individuals – Beträchtliche Leistungen von bis 74 km werden vermeldet. Chapeau! Alle begeistert von der schönen Gegend. Hansruedi erklimmt sogar die Höhe nach Lablachère und kann die 'petite route‘ und die Galerie an der Ardèche ebenfalls geniessen.

Wetter
Mistral, windig, sonnig, 16–22°C
Gruppe 1
Joyeuse – Gorges Beaume – Rocles – Col de la Croix de Millet – Jaujac – Prades – Largentière – Ruoms – Rosières – Joyeuse, 108 km / 1748 hm
Gruppe 2
Joyeuse – Gorges Beaume – Rocles – Joannas – Chazeaux – Largentière – Labeaume – Rosières – Joyeuse, 75 km / 1132 hm

Tag 4: Dienstag